Verena Locher
Insel Rügen und zurück
Sonntag, 7. August 2011 morgens um 6.45 Uhr auf der Schützenmatte in Bern.
Nächster Zustieg in Olten und letzter in Basel an der Meret—Oppenheim—Strasse.
Die letzten Reisenden sind nun an Bord. Auch der Fahrer für diese Woche, Peter von Allmen, ist jetzt dabei. Auf geht’s.
Das Ziel für diesen Sonntag ist Celle. Der Weg auf der Autobahn über 700 km führt uns an Karlsruhe, Frankfurt, Kassel und Hannover vorbei. Die voraussichtliche Fahrzeit von 6.5 Stunden wird durch Staus um 2 Stunden länger. Gegen 19.30 Uhr treffen wir im Hotel Am Braunen Hirsch nahe der Altstadt von Celle ein. Das unscheinbare Hotel ist sehr gemütlich, freundlich – empfehlenswert. Am frühen Morgen besuchen einige Reisende die Celler Altstadt mit über 450
denkmal geschützten Fachwerkhäuser die überwiegend aus dem 16., 17. und 18. Jahrhundert stammen und berichten begeistert von ihren Eindrücken. Merke: ln Celle ein paar Tage zu verbringen ist lohnenswert.
Unser Weg führt aber weiter nach Lüneburg, dort werden wir zur Stadtführung erwartet. Vor dem imposanten Rathaus erfahren wir erstes von der Salz- und Hansestadt. In den nächsten zwei Stunden durchstreifen wir spannende Geschichten und unglaublich reizvolle Häuserzeilen und begegnen Kirchen deren Geschichte den Reichtum der Anwohner, der durch den Salzhandel entstand, verdeutlicht. Der Höhepunkt bildet die romantische Hafenanlage die schon 1346 erwähnt wurde. Nach dem Mittagessen setzen wir unsere Fahrt durch die Südheide, welche zur Hauptsache aus Föhrenwäldern besteht, in Richtung Hamburg fort.
Unser Ziel für heute Abend ist das Hotel Baltic in Stralsund, unser Ausgangsort für den Besuch der Insel Rügen. Nach dem ausgiebigen Frühstück geniessen wir die Führung durch Stralsund. Welch ein Unterschied zu Lüneburg! Backstein- Gibelhäuser, Kirchen und Klöster, der Hafen. Der Fischreichtum im Strelasund und der angrenzenden Boddengewässer sowie die Erträge der Landwirtschaft des Umlandes und Rügens waren eine gute Grundlage für eine rege Handelstätigkeit, die die 1234 von Wizlaw l. gegründete Stadt rasch zu Wohlstand gelangen ließ, was den Gebäuden anzusehen ist.
Am Nachmittag machen wir uns auf den Weg nach Sassnitz für die Schiffsrundfahrt zu den Kreidefelsen auf Rügen. Die Rundfahrt dauert eine gute Stunde und zeigt uns die Kreidefelsen—Steilküste, die sich auf rund fünfzehn Kilometer Länge zwischen Sassnitz und Lohme erstreckt. Teilweise bis 120 Meter ragen die Kreidefelsen empor. Berühmte Abschnitte sind die ,,Wissower Klinken“ und der ,,Königsstuhl“. Ein Schauspiel von Licht und Schatten bietet uns die wechselnde Bewölkung. Wer ein gutes Auge hat, erblickt weit draussen auf der See Frachtschiffe.
Auf dem Rückweg biegen wir ab nach Ralswiek wo wir uns um 20 Uhr die Störtebeker Festspiele ,,Der Schatz der Templer“ ansehen. Zuvor gibt es ein im nahen Restaurant zum Lekedeeler ein norddeutsches Nachtessen. Den ganzen Tag war das Wetter sehr wechselhaft und auch jetzt hängen dunkle Wolken. Die Störtebeker Festspiele sind stark besucht, es herrscht Jahrmarktstimmung. Besonders die Regenschutzverkäufer machen heute Abend ein gutes Geschäft denn Schirme sind an der Vorstellung nicht erlaubt. Mit Regencapes ausgerüstet warten wir auf die Vorstellung. Die Darstellung der Geschichte um Piraten, Templer und Goldschatz begeistert.
Es ist Mittwoch. Wir gelangen von Stralsund über Greifswald nach Demmin. Vor uns liegt die Mecklenburgische Seenplatte. Eine wunderschöne abwechslungsreiche Landschaft. Eine Augenweide aus sanften Hügeln und ebenso sanften Gewässern, mal kleiner, mal grösser. Die Strasse ist gesäumt von tausenden Alleebäumen. Wir kommen in Waren am Müritzsee an. Das ist der grösste Binnensee Deutschlands. Die Schiffsrundfahrt dauert eine Stunde und wir erfahren wie dieses Gebiet zur Zeit der DDR genutzt wurde. Das Ferienparadies schlechthin. Tausende Boote, Zeltplatzanlagen mit bis zu 4000 Plätzen! Heute ein wertvolles Naturresenrat.
Wir übernachten in Neustrelitz. Das Park Hotel Fasanerie stammt ebenfalls aus DDR-Zeiten und ist auf das Bewirten vieler Gäste ausgerichtet. Bescheidener Luxus, charmant und stilvoll.
Am nächsten Morgen haben wir wieder eine lange Fahrt von rund 380 km bis zum Tagesziel — das Rosarium in Sangerhausen — vor uns. Die Führung im Rosarium ist spannend. Auch wenn die Hauptblütezeit der Rosen nicht gerade im August liegt, bietet die Gestaltung der Beete und die greifbare Darstellung der Geschichte der Rose für jeden etwas.
Das letzte gemeinsame Nachtessen im Rosen Hotel Sangerhausen wird noch einmal genutzt um die Eindrücke der vergangenen Tage auszutauschen. Die Rundreise durch Deutschland hat uns Orte und Landschaften entdecken lassen, für die es sich lohnt zurückzukehren und ein paar Tage zu bleiben. ln den 6 Reisetagen haben wir insgesamt 2600 Km in ca. 30 Stunden zurückgelegt, zu
unserem Glück ohne nennenswerten Zwischenfall.